Engführung
Man könnte die Metaphernüberbietung oder dies Metapher-führt-auf-Metapher auch von einem anderen Standpunkt aus betrachten: gesetzt also, es verhielte sich so, wie ließen sich dann die Metaphern engführen? Nehmen wir an, die Rede wäre eine Herde (wie bei Oswald Egger), wie versammelt man die Metaphern um eine Mitte? Entweder durch Engführung oder durch Konvention (sprich: indem man einfach Bedeutungen für gegeben hält und es nach jedem Wort plumpst). Sehe ich das richtig? Kann es eine Engführung jenseits von Narration und Konvention geben?
stabigabi2 - 9. Mai, 21:36
dieser staubige krampf, er kann nicht einmal schlucken! was doch die kleinste form von entsetzen waere - und wenig sichtbar, nicht einmal das! das ist die gewalt des koerpers, des koerpers der den kopf entwoehnt, der normale gebrauch waere: es ist der kopf der den koerper entwoehnt...
hier werden luft und speiseroehre 'kommunizierende' rohre - erdrueckte
eigentlich eine große metapher, ueber ihre vordergruendige haesslichkeit (adamsapfel, was fuer ein wort! steht wie ein hindernis) wird sie erst klar, etwas das mir schon oft bei parschtschikows versen auffiel.
2. warum ist die narration der engfuehrung zutraeglich?
Narration...
Zum Adamsapfel. Das ist eine (schöne) Interpretation. Ich denke, Czernin interessiert hier aber mehr die Verfahrensweise der Metapher. Was kann sie aussagen. Auf einer ganz basalen Ebene. Ich selbst würde hier ein weiteres Interesse ins Spiel bringen. Meine Übersetzung trägt hier, eher zwangsläufig, etwas Neues in das Gedicht. Im Russischen steht "kadyk". Wird übersetzt mit Adamsapfel. Nun klingt in kadyk keineswegs Adam und auch nicht Apfel an. Da wir aber vorher schon die Hesperidengärten hatten, den Klarapfel, kam mir diese "Engführung" sehr entgegen. Umso mehr Adam. Alexej hatte immer sehr großes Interesse an dem, was er den Nullpunkt nannte. So wie Czernin in Parschtschikows Versen Probleme erkennt, die ihn selbst schon länger beschäftigen, wie ich vermute, so sah Parschtschikow auch in meinen Gedichten meist das Problem des "Nullpunkts". An dieser Stelle gehen also seine Gedichte und meine geradezu eine Symbiose ein. Adams Apfel als Inbegriff der Vertreibung aus dem "Nullpunkt-Paradies". Und einmal mehr könnte man auf die auf Metaphern verweisenden Metaphern verweisen. Und dies als eine Art Selbstreferenz lesen. Aber diese Lesart kommt vor allem durch die Übersetzung hinzu, strahlt dann aber womöglich vom Original zurück.
Denn in jedem Fall geht es auch Parschtschikow, hier in besonderer Weise, um Metamorphosen, Übergänge. "Auf deinem Adamsapfel standst du, den Liqidus des Öls zu prüfen".
Die Liquidustemperatur kennzeichnet die Temperatur einer Legierung oder eines Glases, ab deren Unterschreitung das Gemenge aus einer homogen flüssigen Phase zu erstarren beginnt.
Du stehst also auf der Schwelle zwischen erstem Mensch und Sünde, um zu prüfen, wann Erdöl wie eine Glaslegierung zu erstarren beginnt. Hier schließen Assoziationen an: Vertreibung aus dem "bewusstlosen" Paradies in die "Verkrustungen" des Bewusstseins (in Forn von Sprache z.B.)? Das Glas selbst (durchsichtig!) taucht später wieder auf, als Splitter und auch wieder die Kehle: "kannst es nicht schlucken". Ausgerechnet also jenes "Werkzeug", das uns sprechen lässt, versagt beim Versuch, "erstarrtes" Glas zu schlucken u.s.w. (ich glaube jeder kann selbst nun seinen zahllosen Verästelungen folgen)