Freitag, 27. April 2012

Beginn

Irritierend ist für manche der Bezug Parschtschikows zur sehr "sprachreflexiv" ausgerichteten L-A-N-G-U-A-G-E-school (gerade ist bei kookbooks ein Michael Palmer-Band erschienen), wie es in manchem Biographien betont wird.

Zunächst scheint es, als habe Parschtschikow kein übermässiges Interesse an der Sprachbewegung selbst, als ginge es ihm um eine Art Bildgeneration "pur". Indes führt diese Frage für mich ins Zentrum dessen, was mich an Parschtschikow interessiert, nämlich sein Bezug zur sogenannten "Wirklichkeit" und wie er sie übersteigt, was er mit den Beobachtungen macht. Der so strapazierte Begriff "Meta" in Metarealismus sagt ja schon, dass es eben nicht um Abbildung geht.
(zugleich würde ich mir wünschen, dass wir vielleicht irgendwann den Begriff Metarealismus durchstreichen)
Mir gefällt gerade, wie aus der Beobachtung heraus Parschtschikow eine Beschreibungs- und Verknüpfungswut entfesselt. In diesem Überborden kämpfen, wie seit jeher, zwei Kräfte miteinander (siehe auch sein Schachgedicht), will mir zuweilen scheinen, für die ich nur ausgelutschte Dichotomien zur Verfügung hätte: Realität und Geist, Körper und Verstand... oder einfach nur Begriffspaare: Bild - Wort etc.
Als Art "synthetisierendes" Scharnier zwischen Sprache und Wirklichkeit bietet sich immer wieder die Metapher an. Zurecht?

Dazu, melancholisch gestimmt, fiel mir noch dies ein:
Ich hänge am lausigen Leben wie an einer fatalen Leidenschaft. Immerzu drängt sich der Gedanke auf, es hätte mehr werden können... dagegen die "reine Luft" des Geistes: Spiegelkabinette, die alles, incl. sich selbst spiegeln, herrlich. Doch die schwere Melancholie zieht mich zurück...
Parschtschikow schafft es oft, in diese Melancholie der Beobachtung eine Energie zu tragen, die beflügelt. Das gefällt mir.

Leben und Geist, das ist nicht grad originell (von mir).Ich möchte dait aber auf ein Problem hinweisen, womit sich meines Erachtens alle Lyriker herumschlagen, Beliebigkeit: auf der einen Seite die Beliebigkeit reiner "Sprachspiele" (was man natürlich auch produktiv nutzen kann wie z.b. Franz Josef Czernin in seinem neusten Buch, in dem er eine Art "Lyrikspiel" erfindet mit variierbaren, herausnehmbaren Sätzen), auf der anderen Seite die Relevanz suggerierende Beliebigkeit "erfahrungsgesättigter" Literatur (denn warum soll gerade dies berichtende Subjekt interessant sein?). Schaut man genauer hin, lösen sich auch diese Gegensätze meist ineinander auf. Die Frage nach der Beliebigkeit stellt sich aber weiterhin.
Mir beliebt es zu spielen. Beileibe kein Spiel. Bleib mir vom Leib mit deiner Liebe. Fettlaib Lyrik und das Liebesspiel.

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